07.07.2016

Workshop: Migrant/-innen in Deutschland: Diskriminierung schafft Armut

Von: Sergio Andrés Cortés Núñez
Dr. Tanja Fatia Salem, Freudenberg Stiftung im Workshop "Migrant/-innen in Deutschland" Foto: Stephanie von Becker

Dr. Tanja Fatia Salem, Freudenberg Stiftung im Workshop "Migrant/-innen in Deutschland" Foto: Stephanie von Becker

Der Workshop „Migrant/-innen in Deutschland: Diskriminierung schafft Armut“ sollte die Zusammenhänge zwischen der Diskriminierung von Menschen mit eigener oder familiärer Migrationsbiographie und der überproportionalen Betroffenheit dieser Menschen von Armut beleuchten.

Zu Beginn des Workshops machte Frau Dr. Tanja Salem anhand der (Erfolgs-) Geschichte einer jungen Frau namens Layla deutlich, dass neben dem Faktor Bildung gleichermaßen die Zugänge zu gesellschaftlichen Ressourcen – z. B. zum Arbeitsmarkt – ausschlaggebend für den Erfolg oder Misserfolg sind.

Dabei spielen sowohl der vermeintliche Migrationshintergrund als auch die Zugehörigkeit zu einer sozial benachteiligten Gruppe eine große Rolle für das Erfahren von Diskriminierung. Am Beispiel des deutschen Bildungssystems wird dies u. a. im Vorfeld des Übergangs von der Grundschule auf die weiterführende Schule deutlich sichtbar. Hier haben stereotypisierte Beurteilungen durch Lehrkräfte zum einen großen Einfluss auf die tatsächlichen Leistungen von Schüler/-innen. Zum anderen führen diese Beurteilungen bei Kindern mit Migrationsbiografie auch bei guten Leistungen zu schlechteren Übergangsempfehlungen durch die Lehrkräfte im Vergleich zu den anderer Mitschüler/-innen.

Auch die Ungleichbehandlung von verschiedenen Sprachkompetenzen hat die Benachteiligung von bestimmten Gruppen von Kindern zur Folge. Die Anerkennung von Mehrsprachigkeit auch außerhalb der im deutschen Bildungssystem wertgeschätzten Sprachen ist nicht gegeben. Dies bedeutet, dass viele Kinder die eigene Mehrsprachigkeit nicht in legitimes sprachliches Kapital umwandeln können.

Frau Camara berichtete in ihrem Beitrag über ihre fünfjährige Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Schulen in Berlin. Der Beitrag bestätigte die Analysen und Herleitungen der vorangegangenen Präsentation und zeichnete ein Bild, das deutlich machte, welche Rolle eine vermeintlich sichtbare Migrationsbiographie in der Behandlung von Schüler/-innen immer noch spielt. Es wurde thematisiert, dass der strukturelle Rassismus im Bildungssystem eine nachhaltige Benachteiligung verschiedener Gruppen von Schüler/-innen bedeutet.

Die Beiträge der Teilnehmenden berichteten zunächst von positiven Erfahrungen mit Schule und Lehrpersonal. Hier wurden verschiedene Praxisbeispiele genannt, die einen positiven Umgang mit heterogenen Schülerschaften beschrieben. Darüber hinaus wurde die teils ungleiche Behandlung von Schüler/-innen unterschiedlicher Herkunft zum Teil auf mangelndes Wissen und fehlende Kompetenzen im Umgang mit diversen Schüler/-innengruppen und nicht auf bewusste Diskriminierungsabsichten zurückgeführt.

Die anschließende Diskussion unter den Teilnehmenden stellte in diesem Zusammenhang das Vorhandensein von Rassismus und rassistischen Strukturen in den Vordergrund. Als Ursache für die Anwendung unterschiedlicher pädagogischer Maßstäbe aufgrund der Herkunft und sozialen Gruppenzugehörigkeit von Schüler/-innen wurde der im Bildungssystem vorhandene institutionelle und strukturelle Rassismus genannt. Einige Teilnehmende, die selbst Erfahrungen mit diskriminierenden Strukturen im Schulsystem gemacht hatten, teilten diese Analyse und bestätigten den unmittelbaren Zusammenhang zwischen Diskriminierung im Bildungssystem und Armut.

Referentin: Dr. Tanja Fatia Salem, Freudenberg Stiftung

Moderation: Miriam Siré Camara, AKOMA Bildung & Kultur

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